Es war interessant und lustig zugleich, als ich mit Freunden gestern beim Ländermatch Österreich gegen Belgien vor dem Fernseher zusammengesessen bin und die Frage nach dem 0:3 für Belgien in der 58sten Minute auftauchte, was wohl jetzt als Teamchef zu tun wäre.
Lustig, weil gefühlte 5 Sekunden später die Moderatoren im TV genau dieselbe Frage gestellt haben und wir natürlich vor lauter diskutieren nicht einmal mitbekommen haben, wie denn die Antwort lautete.
Interessant, weil sich einer unter uns schlagartig auf Schadensbegrenzung eingeschworen und die Verstärkung der Defensive gefordert hat. Berechtigt könnte man meinen. Aber warum eigentlich? Denn die Forderung nach einer weiteren Offensive hatte nämlich gar nichts mit einem überheblichen Optimismus zu tun. Sondern mit Qualität, Analyse, Erfahrung und Selbstvertrauen.
Österreich war von Beginn an und danach fast durchgehend druckvoll unterwegs. Mit deutlich mehr Ballbesitz, Eckbällen und Schüssen. Und es waren noch regulär 32 Minuten zu spielen. Also konnte die Schlussfolgerung nur sein, weiter auf Unentschieden oder gar Sieg zu spielen.
Die Erfahrung zeigt nämlich, dass man gar nicht so schnell schauen kann, als dass sich nicht aus irgendeinem Weitschuss ein Tor ergeben könnte. 1:3. Oder dass der Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt zeigt, weil der Ball den Arm eines Gegenspielers berührt hat. 2:3. 32 Minuten sind eine Ewigkeit im Fußball. Und wenn man dann trotzdem verliert, dann mit der Gewissheit, dass wir das nächste Mal mit dem verbleibenden Drittel an Spielzeit ein Match trotz Rückstands noch drehen werden! Weil wir jetzt auf unsere Qualität, Analyse und Erfahrung vertrauen können. Ist im Übrigen doch auch eine schöne Metapher dafür, wie man als sein eigener Teamchef im täglichen Leben agieren könnte.