Freude angesichts des Sieges der Lieblingsmannschaft, Wut über eine vermeintliche Fehlentscheidung des Schiedsrichters oder Begeisterung inmitten der singenden Fans. Das alles sind Beispiele für Primärgefühle, also unmittelbar nach einem Reiz, oder einer inneren Erfahrung spontan auftrete Emotionen. Sie sind nur von relativ kurzer Dauer und stellen eine angemessene Reaktion auf eine bestimmte Situation dar.
Werden Primärgefühle aber von der Umwelt, der Gesellschaft, der Familie oder dem Team nicht anerkannt, können Menschen dazu neigen, unbewusst Sekundärgefühle zu entwickeln. Ein Beispiel wäre ein trauriger Mann, der aber aufgrund einer ablehnenden gesellschaftlichen Haltung der vermeintlichen Schwäche gegenüber aggressiv agiert. Primärgefühl ist hier Trauer, das Sekundärgefühl hingegen Aggressivität (Möglich wären auch Fremdgefühle, aber dazu ein andermal).
Gefährlich wird es dann, wenn der Zugang zu den eigenen Primärgefühlen dauerhaft blockiert ist. Ein dafür trauriges und aufmunterndes Beispiel zugleich ist Uli Borowka, der bekannt für seine körperliche Härte und seinen unerschütterlichen Einsatz auf dem Fußballplatz war. Doch hinter dieser harten Fassade des knallharten Verteidigers verbarg sich ein Mann, der mit seinen eigenen Gefühlen zu kämpfen hatte.
Während seiner Karriere begann der mehrmalige deutsche Meister, Teamspieler und Europapokalsieger seine inneren Konflikte und Ängste mit Alkohol zu betäuben. Der Alkohol wurde zu seiner Fluchtmöglichkeit vor den eigenen Primärgefühlen und Unsicherheiten, mit furchtbaren Folgen: Aufgrund des dauerhaften Auslebens der Sekundärgefühle verschlechterte sich seine Gesundheit rapide, seine Beziehungen zerbrachen und er verlor den Kontakt zu seiner Familie. Der einst so stolze Fußballprofi fand sich am Boden wieder, ohne Hoffnung und ohne Perspektive. Die Wende kam, als Uli Borowka endlich den Mut fand, sich seinen eigenen Primärgefühlen zu stellen.
Der gesunde Umgang mit Emotionen ist damit eine wichtige Fähigkeit, die nicht nur im Sport, sondern im gesamten Leben entscheidend ist.
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