Was mir immer wieder in Coachings unterkommt, ist das vermeintliche Gegensatzpaar „Übertriebene Bescheidenheit und Arroganz“.
Diese Charakterzüge werden oft als konträr betrachtet, sind aber gleichsam schädlich, denn sie haben eine gemeinsame Wurzel: mangelndes Selbstvertrauen – und das nicht nur im Sport.
Arroganz ist die übertriebene Selbstdarstellung, eine Selbsterhöhung. Ein Verhalten, bei dem sich die eigene Person auf unangemessene Art und Weise in den Mittelpunkt rückt.
Es soll Selbstbewusstsein vorgegaukelt werden, doch tatsächlich verbirgt sich dahinter Unsicherheit. Statt sich realistisch mit Kritik auseinanderzusetzen, wird sie durch Überheblichkeit abgeblockt.
Auf der anderen Seite begegnet uns die übertriebene Demut – eine scheinbar positive und sympathische Haltung, die jedoch genauso problematisch ist. Der übertrieben bescheidene Mensch spielt seine Erfolge und Fähigkeiten herunter – auch um Kritik bei Misserfolg zu vermeiden.
Doch dieses Verhalten ist nicht etwa ein Zeichen von Bescheidenheit, sondern eine Flucht vor der eigenen Größe und damit vor der Übernahme von Verantwortung.
Ein spezielles Problem entsteht, wenn von außen unangebrachte Demut eingefordert wird. Das verhindert eine angemessene Selbstwahrnehmung und unterdrückt jeglichen Stolz auf die eigenen Fähigkeiten.
Derjenige, der diese übertriebene Bescheidenheit von anderen einfordert, ist aber selbst unsicher, projiziert diese eigene Schwäche auf sein Umfeld und ist damit arrogant.
Hier wird die geforderte Demut zu einer Form der Machtausübung und Erniedrigung.
Die wahre Stärke liegt in einem gesunden Gleichgewicht zwischen Selbstvertrauen und Bescheidenheit. Eine Person, die sich ihrer Fähigkeiten bewusst ist und gleichzeitig offen für Kritik bleibt, kann sowohl aus Erfolgen als auch aus Misserfolgen lernen.